Samstag, 16. November 2013

Filmkritik: Blackfish (USA 2013). Die üblen Machenschaften von SeaWorld in einer sehenswerten Dokumentation.

Leider lief der Film nur äußerst kurz in Deutschland. In manchen Kinos ist er sogar schon aus dem Programm genommen worden (nach nicht mal einer Woche). Kaum verwunderlich für eine Dokumentation über diesen Themenbereich.

Warum der Film trotzdem für jeden sehenswert ist und warum ihr die Chance wahrnehmen solltet, den Film anzusehen (wenn er noch bei euch läuft), will ich im Folgenden ausführen.

Über das Thema Orcas und deren Haltungsbedingungen in SeaWorld weiß ich eigentlich gut bescheid. Das dachte ich zumindest, bis ich den Film sah. Ehrlicherweise hatte ich auch Zweifel daran, ob man mit diesem Stoff eine Dokumentation fürs Kino fülle kann. Nun ja, der Film konnte meine Zweifel dahingehend ausräumen. Der Film könnte nach eher enttäuschenden Dokus wie "Saving Luna" tatsächlich die wichtigste und beste Dokumentation zum Thema Menschen und Killerwalen werden.

Worum geht es? Vor einigen Jahren / Jahrzehnten wurden für Vergnügungsparks wie SeaWorld Orcas in freier Wildbahn gefangen. Obwohl es bisher noch nie zu Zwischenfällen zwischen Menschen und Orcas in freier Wildbahn gekommen ist, häuften sich Ereignisse, in denen Menschen durch gefangene Orcas verletzt oder in gefährliche Situationen gebracht wurden und letztendlich auch einige für Menschen tödliche Zwischenfälle. Ein Zeichen, dass Orcas doch brutale "Killerwale sind"? Der Film zeigt auf, was zu den Attacken geführt hat. Vor allem der Wal "Tilikum" der als Jungwal gefangen und von seiner Herde isoliert wurde steckt hinter vielen der Angriffe von Walen in Gefangenschaft. Er wurde mit abartigen Methoden von SeaWorld trainiert und unter unmöglichen Umständen gehalten. Eine Person im Film fasst es so zusammen: "Stellen Sie sich vor, sie würden 20 Jahre in einer Badewanne gefangen gehalten werden".

Sea World hingegen hat eine perverse Verteidigungsstrategie entworfen, um ihre Shows zu rechtfertigen und die Vorfälle zu erklären. Schuld wäre nicht der Wal, sondern die Trainer, die ums Leben kamen, hätten sich falsch verhalten. Das klingt zunächst natürlich so, als würde man den Wal in Schutz nehmen wollen. In Wahrheit geht es darum, den für die Zucht wertvollen Wal für das Programm nicht zu verlieren und gleichzeitig auch von den für derart intelligente Tiere unerträglichen Haltungsbedingungen abzulenken.

An allen Stellen hat der Film glaubwürdige Protagonisten, wie einen früheren Walfänger, der von dem Vorgehen beim Fang der Orcas zu berichten, die auch ihn nachhaltig traumatisiert haben. Zudem kommen viele ehemalige Trainer zu Wort, die die Haltung beschreiben und wie SeaWorld systematisch lügt und Zwischenfälle geradebiegt oder unterschlägt um ihre gewinnbringenden Orca-Shows nicht aufgeben zu müssen. Mit Lügen, wie das Orcas in Gefangenschaft länger und gesünder leben, als in freier Wildbahn wird die Öffentlichkeit beschwichtigt. Die Wahrheit ist natürlich genau anders.

Dabei ist die Dokumentation nie unfair. Tatsächlich kommen auch Sprecher von SeaWorld zu Wort. Glaubhaft verteidigen können Sie den Konzern allerdings nicht. Es wird klar, dass der Konzern wieder seiner Äußerungen weder am Wohlergehen der Tiere noch an der Sicherheit seiner Mitarbeiter wirklich interessiert ist.
Die Orcas letztlich sind hochentwickelte, intelligente und fühlende Lebewesen, wie die Dokumentation zeigt und gehören keinesfalls in Gefangenschaft.

Insgesamt als ein hochinteressanter Film, nicht nur für Orca-interessierte, sondern auch für alle anderen, die sich mit dem Tier- und Menschenverachtenden System von SeaWorld interessieren. Nach dem Ansehen des Films wird man mit Sicherheit niemals in einen von deren Parks gehen.                                        

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