Donnerstag, 8. Dezember 2016

Fair-Trade im persönlichen Leben - eine Bilanz

Als ich mit dem Blog damals anfing, habe ich schon versucht meinen Alltag so weit es eben geht und meine persönliche Bequemlichkeit das zuliess auf "Fair" umzustellen. Ich hatte dabei ziemlich hochgesteckte Ziele und mein perönliches Fazit, im Rückblick ist kurz gefasst: Um wirklich etwas radikal in meinem Leben zu ändern war ich wohl nie konsequent genug und von vielen Sachen aus der Fairtrade / Bio / Nachhaltigkeitsbranche bin ich im Nachhinein arg enttäuscht. Von offensichtlichem Greenwashing (auf das ich bestimmt auch das ein oder andere mal reingefallen bin) abgesehen scheint vor allem im Kleidungs- und Lebensmittelbereich extrem schlecht abzuschneiden. Aber zu den ganzen Bereichen mal im einzelnen. Ich hatte dazu auch mal eine kleine Liste - Einfache, kleine Schritte zu mehr Nachhaltigkeit.

Kleidung
Der für mich mit Abstand enttäuschendste Bereich. Meine Vorstellung am Anfang war: Ich kaufe mir einmal ein teures FairTrade Kleidungsstück, von dem ich dann lange was habe- Letzendlich spare ich dann auch Geld und Ressourcen verglichen mit den günstigen, aber kurzlebigen Kleidungsstücken.
Leider war das eine absolute Wunschvorstellung wie ich nach 2 Jahren, 2 paar Schuhen, 2 Pullovern, diversen T-Shirts und unzähligen Socken erzählen kann. Modisch mag alles ganz gut sein, die Qualität ist leider durchwegs Schrott gewesen.

  • Die Schuhe (die letzten waren von Vegetarian Shoes, die davor Lederschuhe von der Kooperative veja) haben jeweils nicht mal ein Jahr überlebt (ohne dass ich sie besonders strapaziert hätte) die sahen beide recht schick aus. Bei den ersten Schuhen war nach kurzer Zeit die Sohle durchgelaufen und der Stoff durchgerissen. Bei den Schuhen von Vegetarian Shoes brach nach ca. einem halben Jahr die Sohle an beiden Schuhen durch, so dass diese bei jeder kleinsten Pfütze sofort durchgenässt sind.
    Ich habe mir jetzt wieder meine Puma Schuhe angezogen, die inzwischen schon 12 Jahre halten. Die Bio/Fair-Trade Schuhe waren für die Dauer, die sie gehalten haben zu teuer, als dass ich das wirklich weiter empfehlen könnte. Werden meine nächsten Schuhe FairTrade sein? Ich weiss es um ehrlich zu sein nicht. Nachhaltig waren beide wohl nicht.
  • Die Jeans waren jeweils sehr teuer (die letzten von Nudie Jeans) und ihr habt es fast erraten - nach wenigen Wochen zum ersten Mal eingerissen (Nähen lassen) und dann erst im Schritt (wieder genäht) dann in den Hosentaschen (wieder genäht) und dann im Knie vollkommen durchgewetzt. Jetzt war leider nichts mehr zu holen und ich bin sehr enttäuscht über die kurze Haltbarkeit (knapp ein Jahr), alle meine bisherigen konventionellen Jeans waren deutlich langlebiger.
  • Die Socken waren von unterschiedlichen FairTrade + Bio Marken. Gemeinsames Merkmal aller Paare (dürften an die 15 sein) ist, dass keine länger als ein paar Wochen und Wäschen überlebt haben. Dafür wieder verhältnismäßig teuer. Socken flicken habe ich inzwischen auch aufgegeben, da sich die Lebenszeit da nur um 3-4 Wäschen verlängert habe.
  • Pullover - von Misericordia und Armed Angels. Die einzigen Kleidungsstücke, die bis heute gut überlebt haben.
  • T-Shirts: Hier habe ich vor allem ArmedAngels TShirts gekauft und getragen: Resultat: Nach kurzer Zeit waren die Farben immer verblasst und in einem Fall nach der ersten Wäsche bereits der Aufdruck ausgewaschen. 
Ich werde in Zukunft weniger FairTrade Klamotten kaufen, bis ich irgendwann vielleicht mal Schuhe und Kleidungsstücke finde, die meine alte Kleidung irgendwann mal überlebt und ich nicht das Gefühl habe, dass ich Wegwerfartikel kaufe und den Preis tatsächlich wert ist. Bis dahin ist eben wieder mehr Second-Hand angesagt.


Elektronik

Der Bereich, in dem es immer noch das kleinste Angebot gibt. Das Fairphone 2 hat zwar eine größere Resonanz und setzt auf eine modulare Bauweise. Fairness in Herstellung und Abbau sind aber immer noch Babyschritte. Mein Fairphone I hat zugegebenermaßen viele Macken. Der anfangs versprochene leichte Wechsel zwischen Betriebssystemen hat mangels alternativen Betriebssystemen nie funktioniert - das zwischenzeitlich angebotene Cyanogenmod wurde nie weiter fortgeführt. Das Hauptbetriebssystem hat zahlreiche Macken, die Otto-Normaluser jederzeit abschrecken würden - es ist inzwischen hoffnungslos veraltet und kann nicht mal mit Bluetooth-Geräten kommunizieren (ein neueres AOSP ermöglicht das zumindest bei manchen Geräten, ist für Otto-normaluser aber eigentlich auch keine Alternative). Das GPS ist absolut unbenutzbar, häufig stürzt das Gerät ohne zutun von aussen ab. Bei mir brach nach kurzer Zeit die Ladesbuchse, wodurch das Laden stark eingeschränkt ist. Der Akku blähte sich nach einer Zeit auf und die Akkulaufzeit ist auch unterirdisch.

Kurzum - Das Fairphone I ist symptomatisch für vieles im Fair-Trade Bereich. Es ist nahezu unbrauchbar, kurzlebig, enorm teuer im Vergleich mit der Konkurenz und das erreichte kann man als halbherzig bezeichnen. Ich habe es trotzdem nicht bereut das Telefon geholt zu haben. Immerhin gab es so die Möglichkeit Alternativen im Elektronikbereich aufzuzeigen. Ob Fairphone das auch irgendwann schaffen wird bleibt abzuwarten.

Die "faire" Maus von Nager-It konnte ich nioe ausprobieren - bisher habe ich einfach keine Maus gebraucht. Wenn es soweit sein sollte, werde ich mir aber auch mal eine holen.

Samstag, 16. Januar 2016

Facebook hat XMPP Schnittstelle endgültig eingestellt

Nach einer Ankündigung im April, die ich erst gar nicht wahrgenommen hatte, hat Facebook scheinbar Mitte Dezember scheinbar endgültig die XMPP Schnittstelle eingestellt. Zumindest hat Xabber seitdem mir nur noch fehlerhafte Loginversuche gemeldet. Nun denn - werde ich eben noch weniger über Facebook kommunizieren. Für ein offenes Internet ist das allerdings wieder ein kleiner Rückschlag.

Dienstag, 18. August 2015

TextSecure without GoogleApps / with Websocket build +/- (old) Android Emojis Howto and APKs


DISCLAIMER: THIS IS UNRELEASED, UNFINISHED AND UNSUPPORTED SOFTWARE. DON'T BLAME ME IF YOUR PHONE FALLS APART / STOPS WORKING / QUETZALCOATL APPEARS. YOU WILL HAVE TO REINSTALL UPDATED VERSIONS REGULARLY AND MAY LOOSE DATA.

It's been a while since I stumbled upon the brilliant Messenger TextSecure, which I loved for it's simplicity and at the same time great cryptographic capabilities.
However, there are two things with the current releases, that still bum me a little / lot.
1) Still lacking support for Non-Google-phones
2) Ugly Apple Emoticons, that got introduced with TextSecure 2.32.2 and replaced the standard Google Emojis / Smileys
The devs seem to be unwilling to give an option to change back to the Android Emojis and at the same time don't want the Websockets or other versions to be distributed in alternative App Stores like F-Droid.

Here is the (simple) solution to both of these problems: I compiled three sets of apks that will take care of these problems and I plan on updating them on a regular basis. If you don't trust me (which is totally acceptable for me - in fact it's very good - you shouldn't trust anyone offering apks outside the Play Store), I'll give you a tutorial on how to build these Versions on your own.
UPDATE: There now is also a F-Droid repo (not by me). Trust at your own risk. More info on the github page.

Caution: Some users experienced a high battery drain (up to 5 times higher than the standard Google Apps Version) with the WebSockets Version.


FlavourTextSecure base versionMD5 ChecksumLink
Google Apps with Android Emojis2.25.3 4b214811f6e562e43696f35968eb918dDownload
Websockets (No GApps) with (Standard) Apple Emojis2.25.274d2f0086fd2baa570dab93f3c2a74d0Download
Websockets (No GApps) with (old) Android Emojis2.25.26b851a068475e7340037c012443392ccDownload

How to install

  1. If you already have TextSecure installed, back it up (either use Titanium backup (1) to back up <our conversations and Images or back it up via ADB (2) [warning: Importing the ADB backup doesn't work for on variety of Android phones])
  2. In order to install .apk files go to Settings - Security - tick "Unknown sources"
  3. Download / build your preferred version. Safe to your phone.
  4. Execute file. 
  5. (Import your ADB backup (2) or register again (1) and Import your Data Backup via Titanium backup)
  6. After registering again your contacts will get prompted to verify your new identity upon your next conversation.

How to build

Instructions tested on Ubuntu 15.04 and Fedora 22. Should work similar on every other OS.

Standard version (requires Google Apps) with Android Emojis

Prerequisites: You are building a regular TS version, the only thing you have to do is to revert two Github commits to the standard TextSecure build. Basically follow the TS-Wiki entry for building TS. The two commits are 9a18be0 and 282f139.

Option 1 (not recommended): You could do this by forking the project on Github, pulling it onto your computer and revert the changes in your with the commands
- git clone https://github.com/%yourusername%/TextSecure.git TextSecure
- cd TextSecure

- git revert 9a18be0
- git commit -m "First revert"
// Close opening window by pressing F2
- git push
// Enter your username / password

- git revert 282f139- git commit -m "Second revert"
// Close opening window by pressing F2
- git push
// Enter your username / password
Option 2 (recommended, more simple): Just pull two different versions (one with the old emojis and one with the current emojis) and change the files manually. You can pull these files either with Github or "Download Zip" of current TS master and TS 2.21.0.
Now replace the following files in the current TS with their TS 2.21.0 counterparts:
  • assets/emoji-nature.png  
  • assets/emoji-objects.png   
  • assets/emoji-people.png  
  • assets/emoji-places.png   
  • assets/emoji-symbol.png  
  • src/org/thoughtcrime/securesms/components/emoji/EmojiProvider.java   
  • src/org/thoughtcrime/securesms/components/emoji/EmojiView.java  
Another way would be just pulling the release from my Github page, either by Downloading the Zip or pulling it with the "git clone" command in terminal ("git clone https://github.com/mad-de/TextSecure.git TextSecure").

Now just build it with your AndroidSDK. If you're unsure about how to do it, better
stick with the build instructions from the TS wiki.

Websocket Version (doesn't require Google Apps)

Prerequisites: You have to use JavaJens brilliant TS Websockets fork. Stick with the Websockets build Wiki page. For a successful build, in most situations you will have to create a "local.properties" file in the libtextsecure-java and TextSecure main folder with the following line:
sdk.dir=/home/%USER%/Android/Sdk
or whatever the Path to your AndroidSDK may be (the build instructions don't point that out...). Now just open up the projects in your Android SDK and install all the Dependencies that will pop up (Android SDK will search them for you). For everything else, follow the build instructions.  Build it by selecting the 'websockets' build type and the 'prod' flavour (otherwise you can't connect with other people using the regular TS version, as the staging server (staging flavour) is for testing purposes only).
If you get an error about a failing checksum, that currently probably is a problem caused by this change and is best worked around by deleting the
com.android.support:support-v4
com.android.support:support-annotations
lines in the "dependencyVerification" part of the build.gradle file.

Other workaround would be (taken from the Build wiki Page):
Update the gradle-witness sha256 checksum for the new version of libtextsecure-java that you just built, so that dependency verification works:
cd ~/.m2/repository/org/whispersystems/textsecure-android/2.6.2
cat textsecure-android-2.6.2.aar | sha256sum
$EDITOR TextSecure/build.gradle 
You will need to copy and paste the sha256 from the aar file over the line that looks like:
'org.whispersystems:textsecure-android:28d3cb7ee8ac8437f148b9b4f689546d1393287798f0f09acbe21716c8aee8d0'

Websocket Version (doesn't require Google Apps) with old Android Emojis

If you want the old Android smileys back, just refer to the build instructions above to replace the necessary files before building the TextSecure apk. You can also pull my Websocket branch with the Android Emojis.

Fin.

For the Websocket Version, please thank Github user JavaJens for his outstanding work. You can currently help by giving feedback about the energy consumption.

For the Android Emoji version, there are a lot of people around who pointed out the specific commits as well as the files to change. Thanks to all of you.

Samstag, 21. Juni 2014

Focus 24/2014, Josef Hufelschulte und Jubel-Hurra Berichterstattung über den BND

Fakt ist: Der BND hat spätestens nach den Snowden Veröffentlichungen eine schwere Imagekrise. Was braucht man also?
Einen netten, positiven Artikel über die freundlichen, gesetzestreuen Damen und Herren beim BND. Die sollen so ein bisschen rüberkommen wie James Bond, mindestens genau so cool. Ja genau, mit ein paar jovialen Lachern - Sind ja Leute wie Du und Ich.
Vielleicht ein kleines bisschen Sex und natürlich jede Menge Action. Riskieren ja alle ihr Leben für uns. Aber vor Allem sollen die dargestellt werden als echte, überzeugte und glaubhafte Demokraten. Nichts soll denen so viel Wert sein wie unser Grundgesetz.
Grundrechtsverletzungen bei den eigenen Bürgern? Fehlanzeige. Sind doch alle super nett und cool dort.

Wen könnte man für so eine hirnverbrannte Propagandaleistung auf Wochenschau-Niveau einspannen? Klar - den Focus. Der glänzte ja bereits in der Vergangenheit mit "investigativem Journalismus" bei den Schlapphüten.
Jetzt fehlt nur noch der richtige Journalist um solche Jubel-Propaganda zuverlässig unters Volk zu bringen? Wie wäre es mit Josef Hufelschulte? Wobei - der ist in der Vergangenheit bereits in enges Zwielicht geraten, weil er sogar Internas des Spiegels und des Focus an den BND verraten hat und auch in anderen Bereichen für den BND dort tätig war. Definitiv also ein zuverlässiger Kollege der Geheimdienstler, aber würde so ein vorhersehbares Stück irgendjemand abdrucken?

Offensichtlich ja.

Ein best-of:
"Bernd ist fest davon überzeugt, dass geheime Nachrichtendienste für die Sicherheit des Landes erforderlich sind. Vorschnelle Skandalisierungen von BND-Operationen nennt er ungerecht und zumeist von Unkenntnis geprägt."
"Das Thema: „Bindung der Grundrechte bei nachrichtendienstlichem Handeln im Ausland.“"
„Nachrichtendienstliches Recht“ nimmt gut 20 Prozent des Lehrplans ein. „Damit dürfte klar sein“, sagt ein Mann des höheren Dienstes, „dass der BND kein gesetzloser Haufen ist - auch wenn dies immer wieder gestreut wird.

Mittwoch, 4. Juni 2014

Es gilt mal wieder ein crowdfunding Projekt zu unterstützen

Ich bin ja großer Fan von Crowdfunding Projekten. Daher war ich auch ganz begeistert, als ich auf Krautreporter gestoßen bin.
Worum geht es? Online-Journalismus mit der Betonung auf Journalismus. Gut recherchierte Stories, ohne Anzeigen- und Klickdruck. Etwas, was ich bisher wirklich vermisst habe.
Unter den Autoren sind viele, deren Geschichten ich wirklich gerne lesen möchte, wie z.B. Bildblog-Gründer Stefan Niggemeier.

Kurzum: Um das Projekt zu realisieren werden noch einige Mitglieder benötigt (die Mitgliedschaft enthält für 60 € einen einjährigen Zugang zu den Artikeln). Bis zum 13. Juni müssen also noch knapp 8.400 Leute überzeugt werden. Also spendet und teilt und sprecht darüber!

Mittwoch, 14. Mai 2014

Flutet #nutellastories mit Stories zu Schattenseiten des Kakaoanbaus durch Ferrero

Nutella feiert unter dem Hashtag #nutellastories 50 jähriges Bestehen. Kein Grund zur Freude für diejenigen, die auf den Plantagen für den Kakao schuften. Für die hat Ferrero nämlich nichts getan und weigert sich auch beharrlich Fair-Trade Kakao zu verwenden. Millionengewinne hin oder her.

Darum mein Aufruf: Flutet die Kampagne mit Bildern und Geschichten von schuftenden Kindern auf den Plantagen. Zeigt der Welt die dunklen "nutellastories". Leichter als derzeit wird man es nicht haben, dafür Aufmerksamkeit zu bekommen.

Sonntag, 27. April 2014

ZDF Zeit "Das Duell": Werbung für H&M und C&A zur besten Sendezeit und warum faire Kleidung "hip" sein muss.

Vor kurzem lief im ZDF eine 45 minütige Sendung zur besten Sendezeit. Thema: "Das Duell" zwischen H&M und C&A. Die Kurzfassung davon: Eine durch unsere Gebühren finanzierte Werbesendung für beide Konzerne. Inkl. Schaulaufen mit der besten Mode für den jeweiligen Typ mit kritischen Themen wie " Wer hat die bessere Nase für die Mode der nächsten Saison?"

Ich habe mir die Sendung noch einmal genau angesehen, weil mich ein angesprochener Aspekt besonders interessiert hat. Und zwar wurde zum Ende der Sendung noch kurz die "Fairness" in der Produktion in beiden Unternehmen angesprochen. Die Fernsehkritik von FR online sagt dazu: "Unter welch unmenschlichen Bedingungen dort genäht und produziert wird, das sollte man inzwischen wissen, auch wenn es niemand so genau wissen möchte. ZDFzeit geht nur kurz darauf ein und das ist der größte Schwachpunkt dieser Sendung". Auch die Welt kommt zur Einschätzung: "Das Urteil des ZDF: Kein Punkt in puncto Nachhaltigkeit für H&M und C&A. Unser Urteil: Auch kein Punkt für das ZDF in Sachen Berichterstattung über die Nachhaltigkeit in der Textilproduktion. Denn ein so komplexes Problem kann man angemessen nicht derart knapp abhandeln, selbst wenn ein paar Minuten nach TV-Maßstäben eine kleine Ewigkeit sein mögen. Die Autoren der Sendung hatten offenbar das Gefühl, das heikle Thema noch irgendwo unterbringen zu müssen. Schwierig, mag sein. Aber so hat es wenig gebracht."

Ein Armutszeugnis diese "Berichterstattung", keine Frage. Vor allem, wenn man bedenkt dass kritische Berichte über die prekären Bedingungen in der Textilproduktion sonst meist auf irgendwelchen Spartensendern um 12 Uhr abends herum laufen.
Das wenig erstaunliche Ergebnis des Vergleichs war dann auf jeden Fall: Was die widerlichen Produktionsbedingungen anging, gab es bei diesem Vergleich nur Verlierer. Zwei Aussagen stachen aber hervor. Zum einem ein vermutlich extrem verkürztes Interview mit einer Näherin in Bangladesh, deren Aussage in den Vordergrund gerückt wurde, dass sie ohne die Textilindustrie ja gar keine Arbeitsplätze hätten und - meiner Meinung nach noch schlimmer - die Behauptung, es gäbe ja keine Alternativen.

Ist das denn so? Natürlich gibt es echte Alternativen im Bereich der Textilindustrie. Und dabei spreche ich nicht von verlogenem Greenwashing wie z.B. der "Conscious Collection" oder ähnlichem.
Nein, es gibt wirklich nachhaltige Marken und Siegel und diese haben meiner Meinung nach die besten Voraussetzungen um bekannt und verbreitet zu werden.
Fragen wir uns mal, warum Marken wie Hollister und Abercrombie & Fitch so erfolgreich sind und warum dieser Erfolg derzeit wieder abnimmt. Es geht um die Ausstrahlung.
1) Teuer. Der Preis dieser Marken wurde bewusst weit oben gehalten, damit man durch das Tragen eben die Message setzen kann - mir ist Mode wichtig, ich kann mir das leisten. Wir leben eben leider in einer ekelhaften Konsumgesellschaft und wer seinen Wohlstand so zeigen kann zeigt damit seinen gesellschaftlichen Status.
2) Künstliche Verknappung. Anfangs gab es nur sehr sehr wenige Geschäfte und das hatte einen zusätzlichen Anreiz, weil die Leute im Urlaub in internationalen Großstädten oder noch früher beim Besuch in den USA an diese Kleidungsstücke gekommen sind. Etwas, das künstlich knapp gehalten wird gilt eben noch als begehrter, wer es besitzt strahlt wieder die Zugehörigkeit zu einer kleinen, elitären Gruppe aus. Man zeigt, dass man viel Einsatz zeigen musste, um an diese begehrte Ware zu kommen.
3) Auffällige, Große Logos. Understatement war gestern. Um den Effekt der oberen beiden Punkte zu verstärken, bestand das einzige sichtbare modische Statement in dem großen Logo.

Verrückt, dass das Konzept so enorm gut funktioniert hat, aber inzwischen - da sehr sehr viele Leute mit dieser Kleidung gut sichtbar für alle herumlaufen, geht das Interesse auch wieder zurück. Die Marken haben ihre Exklusivität verloren, weil man sie überall sieht und es in praktisch jeder größeren Stadt einen "Store" gibt. Zusätzlich sind sie jetzt auch günstiger als am Anfang.
Ehrlich gesagt ist mir das wohlergehen dieser Modemarken völlig auch egal. Ich finde es schlimm, dass Menschen so viel Geld in so furchtbar produzierte Ware investieren und generell so viel konsumieren, aber sein wir ehrlich, was Nachhaltigkeit und Soziales angeht gibt es zwischen diesen Reichen-Labels und dem Angebot von Primark, C&A, H&M und Konsorten eben keinen Unterschied.

Zu diesem Zeitpunkt, wo diese Marken (A&F, Hollister) jetzt aber ihren Zenit überschritten haben, könnte die Zeit für faire Mode gekommen sein. Die Vorraussetzungen stehen denkbar gut.
Kurzum - es geht darum, den Erfolg von Ben & Jerrys Eiscreme ,weitgehend nachhaltig produziertem (Schokoladen)eis, auf die Modeindustrie umzumünzen.
Fairtrade Kleidung hat auch schon lange das "Jutesack-Image" verloren und was modisches Aussehen angeht, wird man Fairtrade Kleidung von den aktuellen Modetrends nicht unterscheiden können. Viele Punkte, die den Erfolg von A&F und Hollister künstlich herbeigeführt haben, sind bei Fairtrade Kleidung von vorneherein gegeben.

Fair Trade Kleidung ist eben teurer als konventionelle Kleidung und dieses höhere Preislevel ist beständig, da durch Rationalisierung in Produktion und Lieferketten die Einsparpotenziale nicht so hoch sind wie bei konventioneller Kleidung. Auch durch die Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit, Ökologie und Fairem Handel wird das Preislevel dauerhaft über dem der billig Marken liegen.
Tatsächlich sind die Preise aber auch nicht unerschwinglich hoch. 30 € für ein modisches T-Shirt, 60 - 100 € für Pullover und Jacken. Das sind bestimmt keine Schnäppchen, aber angemessene Preise und hoch genug, dass sie einem modebewussten Klientel erstrebenswert erscheint um sich von der Masse abzuheben.

Die Knappheit ist sogar deutlich ausgeprägter als bei konventionellen Labels, da selbst im Erfolgsfall die Kapazitäten nicht beliebig erhöht werden können. Bio-Baumwolle und Fabriken mit fairen Bedingungen lassen sich nicht in kürzester Zeit aus dem nichts schaffen. Das Angebot ist derzeit begrenzt und auch die Verkaufsflächen sind äußerst begrenzt.
Vertreter solch modischer Fairtrade Kleidung, die wirklich hält, was sie verspricht, sind zum Beispiel die Concept Stores von Glore in Hamburg (passenderweise im Schanzenviertel) und Native Souls in Essen und Bochum. Beide inzwischen zwar mit Online Shops, aber es ist eben verhältnismäßig schwierig, an diese Kleidungsstücke heranzukommen, was sie wiederum attraktiv für potenzielle Käufer macht.

Zusätzlich zeigt der Käufer mit dem offenen Tragen von fairen Kleidungsstücken, dass er sich Gedanken darum macht, was er trägt und sich damit von der Masse abhebt. Ein echtes Modestatement also.

Den letzten Punkt auf meiner Liste, nämlich die Ausstrahlung durch große Logos und Schriftzüge - sozusagen der Litfasssäulen-Effekt für den Träger, haben zwei Marken gezielt aufgegriffen (Beispiel). Diese zeichnen sich beide durch echte Nachhaltigkeit in der Produktion aus und dass sie Selbstvermarktung durch die obigen Punkte begriffen haben. Armed Angels und Knowledge Cotton Apparel. Beide gibt es auch in den oben genannten Läden.
Ihr könnt dafür auch was tun. Werdet Litfaßsäulen für die gute Sache!

Aber ist das nicht irgendwie eklig, Hipster anzusprechen um Erfolg zu haben?
Nun mal ganz selbstkritisch - die Überschneidungen von Hipstern und Lohas sind wahrscheinlich fließend. Worum es letztlich geht ist Bewusstsein in der breiten Gesellschaft für das Thema zu schaffen. Etwas, das ZDFzeit mit ihrer Sendung ganz sicher nicht geschafft haben. Idealerweise wird darüber Druck auf den Rest der Kleidungsindustrie ausgeübt, Ideale umzusetzen, die die fairen Marken jetzt schon vertreten. Dann hätten letztlich alle gewonnen.